Dienstag, 30. November 2021

 Atopische Dermatitis bei Hunden - 3- jährige Kohortenstudie

 

Was haben wir gemacht?

1.     Am Tierspital Zürich haben wir ca. 100 West Highland White Terrier Hunde ab dem Alter von 3 Monaten bis 3 Jahren beobachtet ob sie eine Allergie entwickeln

2.     Wir haben Blut-, Haut- und Umgebungsproben gewonnen um wichtige Umwelt- und immunologische Faktoren, die zu der Erkrankung beitragen, zu identifizieren

 

Was haben wir gelernt?

1.     Nach 3 Jahren konnte bei der untersuchten Population eine Prävalenz von 52% festgestellt werden (48 von 92 Hunde allergisch). Diese Resultate zeigen, dass die Anzahl der erkrankten Tiere im Vergleich mit früheren Studien zugenommen hat 

2.     Die meisten Tier wurden innerhalb des ersten Lebensjahres allergisch. Die Tiere die früh erkrankten, hatten später auch eine stärkere Allergiesymptomatik

3.     Über 60% der Tiere hatten Magendarm-Beschwerden

4.     Wir konnten keine spezifischen Umweltfaktoren identifizieren die zur Allergieentwicklung beigetragen haben. Es gab eine Tendenz, dass Tiere die mit Kaiserschnitt geboren wurden öfters erkrankten

5.     Die unmittelbare Umweltbelastung mit Hausstaubmilben-Allergenen und Bakterienprodukten beim Züchter war gering und hat nicht zu der Allergie-Entstehung beigetragen

6.     Die Immunkomponente ist bei Westies sehr wichtig bei der Allergie-Entstehung (allergische Westies hatten viel weniger T regulatorische Zellen)

7.     Das Hautmikrobiom hat nicht zur Allergie-Entstehung beigetragen

 

 

Wieso ist diese Studie wichtig?

1.     Für die Forschung:

a.     Die Allergikerzahlen wachsen nicht nur beim Menschen sondern auch bei Hunden, deshalb sollte weiter an den Ursachen geforscht werden

b.     Die immunologische Komponente sollte bei der Entwicklung von möglichen Präventivmassnahmen in Folgestudien dringend in Betracht gezogen werden

2.     Für die Patienten und Ihre Besitzer

a.     Die Allergien sollten so früh wie möglich diagnostiziert und behandelt werden.

 

Literatur:

-        Rostaher A, Rodriguez-Campos S, Deplazes P, Zwickl L, Akdis AC, Urwyler A, Wheeler DW, Audergon S, Fischer NM, Favrot C. Atopic dermatitis in West Highland white terriers – Part III: Early life peripheral blood regulatory T cells are reduced in atopic dermatitis. Veterinary Dermatology 2021

-        Rostaher A, Dolf G, Fischer NM, Silaghi C, Akdis C, Zwickl L, Audergon S, Favrot C. Atopic dermatitis in West Highland White Terriers - Part II: The estimates of early-life factors and heritabilityVeterinary Dermatology 2020

-        Favrot C, Fischer N, Olivry T, Zwickl L, Audergon S, Rostaher A. Atopic dermatitis in West Highland white terriers - part I: natural history of atopic dermatitis in the first three years of life. Veterinary Dermatology 2019

-        Rodriguez-Campos S, Rostaher A, Zwickl L, Fischer NM, Bordard I, Vidal S, Brandt BW, Favrot C, Perreten V. Impact of the early-life skin microbiota on the development of canine atopic dermatitis in a high-risk birth cohort. Nature Scientific Reports 2020

Donnerstag, 23. September 2021

Die Desensibilisierung (Immuntherapie) gegen lebensbedrohliche Bienen- oder Wespengift Allergien

Bei Hunden kann eine Desensibilisierung gegen Bienen- und Wespengift Allergien erfolgreich und sicher durchgeführt werden. Das Ziel dieser Therapieform ist es, den Körper vorsichtig an dieses Gift zu gewöhnen. Dazu erhalten die Patienten über einen längeren Zeitraum wiederholt das vermeintliche Allergen unter die Haut gespritzt. Auf diese Weise entwickelt der Körper eine Toleranz und die allergischen Beschwerden vermindern sich.

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SCHRITT 1 - Aufklärung und Allergietest

Beim 1. Besuch wird der Besitzer über die Erkrankung, die Allergietestverfahren und die Therapie mittels Desensibilisierung aufgeklärt. 


Es ist wichtig, dass vor Therapiebeginn die allergische Überempfindlichkeit auf Insektengifte mittels Haut- und Blutallergietests bestätigt wird. 

Am Tierspital wird bei allen Patienten ein Blut- und Hauttest durchgeführt, um eine präzise Allergen-Identifikation zu gewährleisten, anhand derer dann eine Immuntherapie begonnen wird. Für den Blut-Allergietest wird ungefähr 1,5 ml Blut aus dem Bein entnommen. Der Hauttest ist ungefährlich für den Patienten. Bei dem Haut-Test ist wichtig, dass der Insektenstich mindestens 4 Wochen zurück liegt (sonst sind falsch negative Reaktionen möglich) und, dass die Patienten bis 14 Tage vor dem Allergietest keine Antihistaminika oder Kortison erhalten haben. 


Falls die Patienten sehr weit weg wohnen, kann bei einem schon vorliegenden Blutallergietest, am selben Tag ein Hautallergietest durchgeführt und anschließend eine Immuntherapie gestartet werden (nur nach vorheriger Absprache).

SCHRITT 2 und 3 - Desensibilisierung (Immuntherapie) - Steigerungsphase („Gewöhnungsphase“)

Die Immuntherapie gegen Insektengifte wird in zwei Phasen durchgeführt. In der Steigerungsphase wird das Insektengift intervallweise (15-30 min) in steigernden Dosen unter die Haut gespritzt. Wir führen 2 schnelle Steigerungsphase innert einiger Stunden durch. Dazu bleiben die Patienten ca. 3-4 Stunden bei uns. Nebenwirkungen sind sehr selten. Der Patient wird während der Therapie kontinuierlich überwacht, damit bei Auftreten von Nebenwirkungen umgehend eingegriffen werden könnte. Nach einer Woche bekommt der Patient noch einmal die gleiche Dosis Allergen innert 1h (Dauer des Besuches 1.5-2h).

SCHRITT 4 - Desensibilisierung (Immuntherapie) - Erhaltungsphase

Diese Behandlung kann bei Ihrem HTA durchgeführt werden. Die Tiere bekommen monatlich eine Erhaltungsspritze, jedes Jahr werden die Intervalle für 2 Wochen verlängert.

Bei der Empfehlung bezüglich der Therapiedauer stützen wir uns auf Daten aus der Humanmedizin. Diese sollte mindestens 5 Jahre betragen, bei Patienten die oft mit Bienen/Wespen in Kontakt kommen, wird eine Lebenslange Therapie empfohlen. 

 



Ein Termin kann unter folgender Emailadresse vereinbart werden

derma@vetclinics.uzh.ch  Kontaktperson: Ana Rostaher


Der Preis für die Beratung, Allergene, gesamte Abklärung mittels Allergietests und die Anfangstherapie auf der Intensivstation (Schritt 1-3) beträgt ungefähr 2000 CHF. 

 


Literatur:

1.      Ewing, Dong, Boord and Fang, Veterinary Dermatology 2021: Adverse events associated with venomous insect immunotherapy and clinical outcomes in 82 dogs (2002–2020)

2.      Rostaher, Mueller, Meile, Favrot and Fischer,  Veterinary Dermatology 2021: Venom immunotherapy for Hymenoptera allergy in a dog

3.      Rostaher, Hofer-Inteeworn, Kümmerle-Fraune, Fischer, Favrot, Veterinary Dermatology 2017:Triggers, risk factors and clinico-pathological features of urticaria in dogs – prospective observational study of 24 cases

4.     Rostaher. Kleintierkonkret 2018: Bienen- und Wespengiftallergien bei Hunden – Von der Akutbehandlung bis zur Desensibilisierung