Donnerstag, 25. April 2019

Alopezie X beim Hund

Ursachen

Diese besondere Form der Alopezie (Haarlosigkeit) trägt ein «X» in ihrem Namen, weil die genaue Ursache noch unbekannt ist. Es wird eine hormonelle Störung vermutet, die sich rein auf den Haarfollikel beschränkt, und somit die hormonellen Werte im Blut im Normalbereich liegen. Diese Krankheit kommt gehäuft bei Rassen mit dichter Unterwolle vor, wie Spitz, Chow-Chow, Keeshond, Alaskan Malamute, Samojede, Toy- und Zwergpudel.

Symptome

Die klinischen Symptome können im Alter zwischen 1 und 10 Jahren auftreten und ähneln denen einer hormonell bedingten Haarlosigkeit. Das Erste, häufig übersehene Anzeichen, ist die Entwicklung eines matten und spröden Haarkleides; Farbveränderungen (Aufhellung) können ebenfalls beobachtet werden. Später tritt ein fast kompletter Haarverlust ein im Bereich des Nackens, des Rumpfes, am Schwanzansatz, den Flanken und den Oberschenkeln. Das Fell an Kopf, Vorderbeinen und Pfoten bleibt unverändert. Die veränderten Hautstellen werden meistens dunkel pigmentiert, und die Haut kann sich schuppig und trocken anfühlen. Die betroffenen Hunde sind sonst gesund: ihr Allgemeinbefinden ist unverändert und es treten keine anderen Beschwerden im Zusammenhang mit dieser Erkrankung auf.

Diagnose

Wichtig ist es, zuerst andere hormonelle Erkrankungen (wie z.B Schilddrüsenunterfunktion, Hyperkortisolismus), die zu den gleichen Hautsymptomen führen können, auszuschliessen. Dies wird meistens mit Hilfe eines Blutbildes gemacht. Je nach Befund können weitere diagnostische Untersuchungen nötig sein. Eine Hautbiopsie wird entnommen, um den Verdacht von Alopezie X zu bestätigen und andere mögliche entzündliche Hauterkrankungen auszuschliessen.

Behandlung

Heutzutage stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung: leider sind die Resultate einer Behandlung sehr variabel, und häufig ist nur eine partielle oder vorübergehende Besserung zu beobachten.

Wenn der betroffene Hund noch intakt, d.h. unkastriert ist, wird als erster Schritt (vor allem bei Rüden) eine Kastration empfohlen. Häufig wird die Option der «chemischen» Kastration gewählt, da diese reversibel ist. Damit zeigt sich oft ein Wiedereinsetzen des Haarwachstums.

Wenn die Symptome erst nach der Kastration auftreten oder wenn es nach einer Kastration zu keinem Haarwachstum kommt, stehen weitere medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. In erster Linie wird das Hormon Melatonin in Form von Tabletten eingesetzt. Weitere hormonelle Behandlungen sind beschrieben, diese können aber mit Nebenwirkungen verbunden sein.

Seit kurzer Zeit wird eine neue, interessante Behandlungsmöglichkeit erforscht: das sogenannte «Microneedling». Diese Technik wird auch in der Humanmedizin z.B als kosmetische Therapie für Hautnarben angewendet. Die betroffene Haut wird mittels eines speziellen Gerätes (dem Dermaroller) mit mehreren ganz dünnen Nadeln angestochen. Das Prinzip dieser Behandlung ist, dass die damit verbundene Entzündungsreaktion, das Haarwachstum stimulieren und fördern sollte.

Eine aktuelle Studie aus der Schweiz (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/vde.12236) ergab ermutigende Ergebnisse: Zwei Zwergspitze, bei denen keine Besserungen nach Therapie mit den üblichen Behandlungsmethoden erreicht wurde, zeigten nach einmaliger Behandlung mit dem Dermaroller ein Wiedereinsetzen des Haarwachstums.

Dieses «Microneedling» wird jetzt auch am Tierspital Zürich als Behandlungsmöglichkeit für die Alopezie X angeboten. Da dieser Eingriff für das wache Tier etwas unangenehm ist, wird eine kurze Narkose durchgeführt. Bis jetzt ist die einzig beobachtete Nebenwirkung eine Rötung der Haut, die wenige Tage anhält.