Donnerstag, 16. April 2020

Umweltallergie und Desensibilisierung – was für Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung?

Mit der Ankunft des Frühlings und der schönen Tage beginnt auch die Pollensaison und die dadurch verursachten Umweltallergien. Die Atopische Dermatitis (Fachbegriff für Umweltallergie) ist eine der häufigsten Hauterkrankung unserer Haustiere. Dank der Fortschritte in der Forschung, stehen heutzutage viele Medikamente zur Verfügung, um die Symptome der Allergie kontrollieren zu können.Die einzige Therapie, die jedoch gezielt gegen die Allergie gerichtet ist, und somit eine definitive, langfristige und medikamentenfreie Heilung ermöglichen kann, ist die Desensibilisierung (neuer Ausdruck: Immunotherapie).

Das Prinzip der Desensibilisierung ist, dass die Allergene (Stoffe, auf die das Tier sensibilisiert ist) in einer Dosierung, die keine allergische Reaktion auslösen kann, verabreicht werden. Ziel ist, das Immunsystem mit der Zeit an diese Allergene zu gewöhnen.

Die Desensibilisierungslösung wurde für Jahrzente unter die Haut verabreicht (subkutane Immunotherapie). In den letzten Jahren wurden Varianten zu dieser Applikationsart entwickelt, und heutzutage werden auch intralymphatische(die Lösung wird direkt in den Lymphknoten gespritzt) und oral verabreichteImmunotherapien angeboten.
Eine von uns durchgeführte Studie, die die Effizienz und Sicherheit dieser 3 Methoden verglichen hat, konnte zeigen, dass die subkutane und die intralymphatische Desensibilisierung deutlich effizienter als die oral verabreichte Variante sind. 
Neben neuen Applikationsrouten stehen auch neue Präparate zur Verfügung. Wie in vorigen Blogbeitragen erläutert, bieten wir seit einigen Jahren speziell für unsere Hausstaubmilben Allergiker die Desensibilisierung aus Japan „Allermmune®“ an. Es handelt sich um ein rekombinantes Hausstaubmilben-Eiweiss „Derf2“, kombiniert mit einem Polysaccharid-Hilfsstoff namens „Pullulan“. Die Effizienz und Sicherheit von Allermmune®wurden bereits in einer von uns, und von anderen Forscher, durchgeführte Studien bestätigt. Der grösste Vorteil von Allermmune®gegenüber den anderen Desensibilisierungen ist, dass die Wirkung viel schneller eintritt. 

Die folgende Tabelle zeigt diese 4 Arten von Desensibilisierungen im Vergleich. Es muss betont werden, dass jedes Tier anders auf die Desensibilisierung reagiert, und die erwähnten Zeiten/Zahlen also von Fall zu Fall variieren können. 


Subkutane IT
Sublinguale IT 
Intralymphatische IT
Allermmune®
Für welche Allergie?
Jede Umweltallergie
Jede Umweltallergie
Jede Umweltallergie
Nur Hausstaubmilbenallergie
Zuhause oder beim Tierarzt?
Zuhause durchführbar
Zuhause durchführbar
Beim Tierarzt für die ersten 4-5 Monate. Danach weiter Zuhause (unter der Haut) durchführbar
Nur beim Tierarzt durchführbar
Wie wird verabreicht?
Spritzen unter die Haut
Tropfen Ins Maul (unter die Zunge). Danach 10 min nicht essen/trinken!
Spritzen: 4-5x in den Lymphknoten, dann weiter unter der Haut
Spritzen unter der Haut
Wie oft? 
Initial alle 3-5 Tage, dann langsam steigern bis zu monatlichen Injektionen
2x täglich
Monatliche Injektionen
6 wöchentliche Injektionen, 
gefolgt von monatlichen Injektionen
Wirkungseintritt?
Ab ca.  8-12 Monaten
Ab ca. 8-12 Monaten
Ab ca. 4 Monaten
Ab ca. 5-6 Wochen
Erfolgsrate?
60-70%
20-30%
70-80%
60-70%


In der Abteilung für Dermatologie des Tierspitals Zürich bieten wir alle diese Möglichkeiten für unsere allergischen Hunde-Patienten an. Da bei Katzen eine intralymphatische Desensibilisierung häufig ohne Sedation oder Narkose nicht durchführbar ist, wird diese Variante bei dieser Tierart dagegen selten empfohlen und durchgeführt.  Welches Protokoll sich am besten für Ihr Tier eignet, wird mit Ihrem Tierarzt zusammen entschieden.

Sie können die ersten Immunotherapie Methoden auch als Kurzfilme ansehen:

1.    Injektion unter die Haut: https://youtu.be/JfY09lAYVc8
2.    Die Gabe der Lösung ins Maul:   https://youtu.be/U6CNzFalw_w
3.    Intralymphatische Injektion:   https://youtu.be/G6fOq4VJrIM